Zu Besuch in einem Cleft-Camp

Wie wir die Menschen in den abgelegenen, ländlichen Regionen Indiens erreichen

Die Flyer erzählen es auf Hindi und in vielen bunten Farben: Für Menschen, die mit Cleft zur Welt gekommen sind, gibt es kostenlose Hilfe! Ein Vorher-Nachher-Bild zeigt die sichtbaren Erfolge, darunter ist Prof. Sailer mit seinem Team bei der Behandlung eines Patienten zu sehen. Vom Cleft-Zentrum in Chennai aus werden sie verteilt: eine Werbung für die Cleft-Camps, die in Zusammenarbeit mit der Erode Foundation Cleft-Camps organisiert werden, um speziell in den abgelegenen Regionen außerhalb der Städte Aufklärung zu leisten und Ängsten entgegenzuwirken.

 

Oft sind es die Wochenenden, an denen die Camps stattfinden: Eltern kommen mit ihren Kindern, manche Erwachsene sind selbst betroffen. Sie alle versammeln sich zu einer kurzen allgemeinen Informationsrunde, wo sie erfahren, wie der weitere Verlauf des Tages geplant ist und wie im Regelfall die Operationen der Patienten stattfinden und organisiert werden.

Dann ist es Zeit für jeden Einzelnen von ihnen: Wie bei einer Sprechstunde im Krankenhaus wird ein Patient nach dem anderen von den Ärzten untersucht, seine Daten werden aufgenommen und gegebenenfalls die Dringlichkeit des Falls eingestuft. „Das ist ein sehr konzentriertes Arbeiten“, erzählt Prof. Sailer, „denn wir wissen ja vorher nie, wie viele Menschen uns dort tatsächlich konsultieren wollen. Dann dauert diese Visite oft viele Stunden, aber wir arbeiten so lange, bis wir auch den letzten Patienten gesehen haben, der zu uns gekommen ist.“

Außerdem muss geklärt werden, ob es für den Patienten oder die Familie eine Möglichkeit gibt, zur Behandlung ins Cleft-Zentrum zu kommen. Wenn sie nicht unmittelbar in der Stadt leben, ist für viele Menschen sogar der Bus zu teuer. In so einem Fall muss ihr Transport vom Zentrum organisiert werden. Zwischendurch werden Lunch-Pakete an die Menschen verteilt, zwischendurch erzählen sie sich gegenseitig davon, wie es ist, mit Cleft zu leben, aber auch von ihrer Hoffnung, dass ihnen und ihren Kindern bald geholfen werden kann. Und diese Hoffnung erfüllen wir“, verspricht Prof. Sailer.

Er möchte sein Anliegen wahrmachen, möglichst jedem Cleft-Patienten in Indien zu helfen, egal ob er in der Nähe eines Cleft-Zentrums lebt oder weit weg davon, draußen auf dem Land, wo allein schon die Hoffnung auf Hilfe etwas Seltenes und Wertvolles ist.