Nigrische Ärzte lernen von indischen Kollegen in den CCI-Zentren: Ein Konzept von Professor Sailer

Erfahrung weitergeben, Wissen austauschen – unser Konzept für die Behandlung von Cleft.

“Im Frühjahr 2014 erhielt ich Post von Dr. Boubacar Idé. Nach einer langen, abenteuerlichen Reise, die in Niamey in Afrika begann, kam er im Cleft-Zentrum Chennai an, übernächtigt, erschöpft. Schon am nächsten Tag sollte hier seine 5-monatige Weiterbildung zum Cleft-Chirurgen beginnen. Sein Empfang, schreibt er, war herzlich. Er bekam ein kleines Appartement in der Nähe der Klinik, Essen und sofort jede Menge Arbeit. Nun muss er neben seiner Klinikassistenz, die täglich um 7 Uhr morgens beginnt und um 8 Uhr abends endet, den theoretischen Teil der Ausbildung bewältigen und seine Englischkenntnisse vertiefen. Vor Mitternacht ist sein Tag selten zu Ende. Doch er lernt viel. Allein in den ersten beiden Wochen hospitierte er nicht nur bei den Voruntersuchungen der Kinder, sondern auch bei 21 Operationen.
 

Aus nächster Nähe erfährt er so alles über die Eingriffe, die Vor- und Nachsorge und führt die Behandlungen auch selbst durch. In 5 Monaten wird er nach Afrika zurückkehren – als selbständig arbeitender Cleft-Chirurg, von dem andere lernen können.
 

Er erzählt aber auch von seiner Kollegin, der jungen afrikanischen Ärztin Halima Souley. Sie übt in Indien gerade das akkurate Vernähen der Wunde nach einer abgeschlossenen Operation. Natürlich nicht an kleinen Cleft-Patienten, sondern mit einem Stück Hähnchenbrust oder alternativ einem Kissen, das sie am nächsten Morgen den ausbildenden Ärzten vorlegen muss. Auch sie wird bald schon eigenständig Operationen durchführen und zu Hause in Niamey vielleicht sogar selbst diejenige sein, die die Hühnchen junger Kollegen kontrolliert.
 

Diese Art des Wissenstransfers und die Ergebnisse der Ausbildung haben sich bislang in jeder Hinsicht bewährt – und auch diese beiden nigrischen Ärzte werden als zuverlässige, hochqualifizierte Cleft-Chirurgen in ihr Land zurückkehren, in ein Cleft-Zentrum, in dem dann andere Menschen von ihren Erfahrungen profitieren können: viele kleine Cleft-Patienten und irgendwann auch die jungen Ärzte, die sie anleiten werden.“