Ritu, Besuch zu Hause

Endlich kann auch Ritu lächeln! Erst mit acht Jahren durfte das kleine Mädchen zur Behandlung ins Cleft-Zentrum kommen.

Als die kleine Ritu zur Welt kam, war sie bereits das vierte Kind ihrer Eltern. Wie alle Mütter und Väter hatten sie lange den Moment herbeigesehnt, an dem sie ihr Kind zum ersten Mal sahen. Und waren, als es so weit war, für einen Augenblick entsetzt: Eine deutlich sichtbare Spalte teilte die Oberlippe der Kleinen bis hoch in die extrem breite Nase.

Die Ärzte aber beruhigten sie, indem sie ihnen von der Möglichkeit einer kostenlosen Operation erzählten. Ritus Eltern waren erleichtert, doch auch dieser Moment währte nicht lange. Denn nun mischten sich die Großaltern mit ihrem traditionellen Denken ein und sagten, Ritus Spalte sei von Gott gewollt – ein Zeichen, das er ihr für ihr Leben auferlegt habe.

Das ist ja leider etwas, das wir nicht selten erleben“, meint Prof. Sailer. „Gerade in Indien, auf dem Land, überwiegen oft die ganz alten, traditionellen religiösen Vorurteile und viel Aberglauben. Die Menschen dort kann man nur durch viel Aufklärungsarbeit erreichen.“ Auch Ritus Eltern fügten sich zunächst dem Willen der Großeltern, und Ritu wuchs mit der Missbildung auf, oft von anderen Kindern ausgegrenzt und traurig.

Als sie sieben wurde, starben ihre Großeltern, und ihre Eltern entschieden sich für die Möglichkeiten ihrer Zeit und eine Behandlung für ihre Tochter. Im Cleft-Zentrum in Mumbai wurde das Mädchen operiert. Schon nach wenigen Tagen war nur noch eine kleine Narbe vom Eingriff zu sehen, und Ritu konnte nach Hause entlassen werden – ein hübsches, aufgewecktes und fröhliches Mädchen, der Stolz ihrer Eltern.