Ranga – wie alles begann
Wie mit einem kleinen Jungen aus Indien eine grosse Geschichte in der Schweiz begann.
Ranga kam, wie so viele Kinder in Indien, mit einer extrem breiten Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindern hatte er jedoch das Glück, Erika Sailer, damals noch in der Textilbranche erfolgreich, auf einer ihrer vielen Reisen nach Indien zu begegnen. Sein Schicksal liess sie nicht mehr los, und sie beschloss, ihm durch eine finanzierte Operation in Zürich zu helfen.
Prof. Sailer von der Notwendigkeit zu überzeugen, war noch der leichteste Teil ihrer Aufgabe – wirklich kompliziert war es, die behördlichen Genehmigungen zu bekommen und Rangas Ausreise zu organisieren. Doch Erika Sailer war zäh, stellte monatelang Anträge und sammelte währenddessen Spenden für Rangas Operation. “Das war unglaublich“, staunt Prof. Sailer noch heute. “Von ihrem Engagement waren wir alle äusserst beeindruckt – ich selbst am allermeisten.“ Und schliesslich setzte sie sich auch durch: Ranga konnte in Zürich operiert werden.
Das war selbst für Schweizer Verhältnisse ein derart spektakulärer Eingriff, dass er vom Schweizer Fernsehen aufgenommen und übertragen wurde. In einer 14-stündigen, äusserst komplizierten Operation wurde Rangas Spalte zunächst geschlossen und gleichzeitig die Position seines Oberkiefers korrigiert. Doch sowohl die Operation selbst als auch der Heilungsprozess verliefen ohne Komplikationen und deuteten sofort auf ein vielversprechendes Ergebnis hin.
Und tatsächlich: Schon nach wenigen Tagen konnte Ranga selbst im Spiegel das Ergebnis sehen – und konnte sein Glück kaum fassen: Die Spalte, die sein ganzes bisheriges Leben bestimmt und ihn in seinem Umfeld zu einem Aussenseiter gemacht hatte – sie war nicht mehr da. Zaghaft versuchte er ein Lächeln. Und es ging!
Ranga war nicht nur unendlich dankbar, sondern auch motiviert wie nie zuvor, etwas aus seinem Leben zu machen. „Er hat dann alles nachgeholt“, berichtet Erika Sailer voller Stolz, “er hat richtig zu sprechen und zu essen gelernt, hat in der Schule aufgeholt, hat Freunde gefunden und schliesslich – was er nie zu hoffen gewagt hatte – eine Anstellung in einem Hotel. Er hat mir Fotos von sich geschickt, wie er da steht, jeden Tag ganz stolz in seiner Uniform und im Foyer die Gäste mit einem herzlichen Lächeln in Empfang nimmt. Ganz toll.“ Ohne eine Operation wäre das undenkbar gewesen.
„Als ich ihn im September 2017 in unserem Zentrum an der Universität Mangalore wiedersah“, berichtet Prof. Sailer, “hatte er inzwischen eine Ausbildung als Krankenpfleger gemacht und arbeitet dort in einer der Kliniken“. „Durch ihn bin ich nach Indien gekommen, was mich zutiefst beeindruckt hat. Die Schönheit des Landes ebenso wie die erschütternde Armut der Menschen dort. Da mussten wir etwas tun. Und da wir nicht alle Kinder wie Ranga in die Schweiz holen konnten, brachten wir mit den Cleft-Zentren die Hilfe zu ihnen.“ Und so war Ranga das erste Kind in Indien, dem Prof. Sailer durch seine Cleft-Operation helfen konnte. Das erste vieler tausend Leben, das durch ihn und sein Spezialisten-Team zum Guten gewendet wurde.